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Eigentlich schien mein Leben geregelt. "Es lief", wie man heute so schön sagt. Ich hatte einen ziemlich guten Job, ein stabiles Umfeld und war, so gesehen, gut aufgehoben.
Nur spürte ich in mir immer wieder eine Unruhe, die sich nach außen kaum erklären ließ. Immer öfter stellte ich mir Fragen wie diese: 'War es das jetzt?' 'Soll das bis zur Rente immer so weiter gehen?' 'Wartet da nicht noch mehr auf mich?' Mit diesen Fragen verbanden sich immer häufiger Phantasiereisen in die ganze Welt. Das Wort 'Ausland' wurde zum beständigen Ort meiner Tagträume. Zwar blieben für längere Zeit meine Vorstellungen noch eher diffus, doch das änderte sich schlagartig während einer Reise nach Südafrika. Da wurde mir ganz klar, hier her , nach Afrika wollte ich.
Denn obwohl Afrika ja längst kein rätselhafter Kontinent mehr ist, bleibt uns doch von Europa aus vieles vom Leben und Alltag dort verborgen. Klar wurde mir auch, ich wollte nicht als Expat für eine Firma in einer Enklave abgeschottet sein, sondern eigenständig dort leben.
Schnell blieb deshalb nur noch zu klären, welches Land denn in Frage käme. Der Zufall kam mir nun ein wenig zur Hilfe. Auf meinen Jobrecherchen stieß ich auf eine äußerst interessante Möglichkeit, in der Republik Côte d´Ivoire zu arbeiten, also an der Elfenbeinküste, wie wir hier sagen. Die Bedingungen waren wie geschaffen: meine Qualifikation passte, es gab ein langfristiges Angebot und Französisch sprach ich auch.
Natürlich würde dort alles anders sein als in Deutschland: weniger reich, ohne die gewohnte deutsche Infrastruktur, eher einfach als luxuriös. Aber genau das wollte ich ja: Abstand gewinnen von der Rundum-Sicherheit, von all dem Vorhersehbaren und offen sein für kommende Entwicklungen.
Abidjan hieß deshalb bald mein Ziel. Die Wohnung wurde von der Firma gestellt, die Flüge gebucht, jetzt hieß es, alles Wichtige für den Aufbruch zu organisieren. Das bedeutete aber auch, mich innerlich darauf vorzubereiten, meine Grenzen zu erfahren und abzutauchen in eine fremde, ganz andere Kultur.
So begann eine spannende, schöne und gehaltvolle Zeit, von der ich regelmäßig in E-Mails nach Hause berichtete. Sie sind hier nachzulesen - auf Wunsch meiner Freunde, aber auch, weil es weit schwieriger ist, etwas über das Leben an der Elfenbeinküste zu erfahren, als man gemeinhin glaubt. Für dieses Buch sind meine 'Nachrichten aus Abidjan' auf allgemeine Lesbarkeit hin überarbeitet worden, charakteristische Schreibweisen wurden dabei aber bewusst beibehalten. Es sollte eben kein Roman werden, sondern eine authentische Schilderung meines Lebens dort.
Im Jahre 2008 brach ich auf und ich wäre gerne länger geblieben. Doch die politischen Unruhen im Jahre 2010 bewegten mich, viel früher als gedacht, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Das Leben hier hat sich für mich seit dieser Reise sehr verändert. Viele schöne Erlebnisse habe ich mit dem Abschied von Abidjan hinter mir gelassen, mindestens genauso viele, wertvolle Erfahrungen mitgebracht. Und natürlich, einmal wieder zurück, war nichts mehr wie es vormals war. Aber das wiederum wäre eine ganz andere Geschichte :-)
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