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In Venezia, die weit und breit berühmte welsche Handelsstadt, zog eines schonen Abends ein junger deutscher Kaufmann ein, Reichard geheißen, gar ein frohlicher und kecker Gesell. Es gab eben zu der Zeit in deutschen Landen mannigfache Unruhe, um des Dreißigjährigen Krieges willen; deshalben war der junge Handelsmann, der sich gern einen lustigen Tag machte, ganz besonders damit zufrieden, daß ihn seine Geschäfte auf einige Zeit nach Welschland riefen, wo es nicht so gar kriegerisch zuging, und wo man, wie er gehort hatte, ganz kostlichen Wein und viele der besten und wohlschmeckendsten Früchte antreffen sollte, noch der vielen wunderschonen Frauen zu geschweigen, von welchen er ein absonderlicher Liebhaber war.
Er fuhr, wie sie es dorten zu tun pflegen, in einem kleinen Schifflein, Gondel geheißen, auf den Kanälen umher, die es in Venezia statt der ordentlichen gepflasterten Straßen gibt, und hatte seine große Lust an den schonen Häusern und den noch viel schoneren Weibsgestalten, die er oftmals daraus hervorblicken sah. Als er endlich gegen ein hochst prächtiges Gebäude herankam, in dessen Fenstern wohl zwolf der alleranmutigsten Frauenzimmer lagen, sprach der gute junge Gesell zu einem der Gondoliere, die sein Schifflein ruderten: »Daß Gott! wenn es mir doch einmal so wohl werden sollte, daß ich nur ein Wortlein zu einer von jenen wunderschonen Fräulein sprechen dürfte!« - »Ei«, sagte der Gondolier, »ist es weiter nichts als das, so steigt nur aus und geht kecklich hinauf.
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